Dr. Gerda Verden-Zöller und J. J. Mohamed Stiftung

Ökopsychologie der frühen Kindheit und Heilmassage

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Dr. Gerda Verden-Mohamed

Biographie

Jugend und Studium

Dr. Gerda Verden-Mohamed wurde als erstes von vier Kindern in Augsburg geboren. Anna und Hermann Zöller waren die Eltern. Der Vater war Musiker und Handwerker. Die Mutter versorgte Haus und Kinder. Die Großmutter war Hebamme.

Als der Vater 44 Jahre alt war, starb er. Gerda hatte gerade die 3. Klasse Gymnasium beendet. Die Mutter war in Not. Die Tochter entschloß sich der Familie zu helfen und sie materiell zu unterstützen. Sie entschloß sich eine Ausbildung als Buchhalterin zu machen.

Nachdem die Geschwister erwachsen waren und sich selbst versorgen konnten, legte sie die Begabtenprüfung ab und begann an der Ludwig-Maximilian-Universität in München zu studieren. Die Entwicklungs- und Tiefenpsychologie weckte ihr Interesse. Aber vor allem Bewegung, Rhythmik und Musik hatten es ihr angetan. Sie machte eine bewegungstherapeutische Ausbildung und richtete in Zusammenarbeit mit den Dozenten eine bewegungstherapeutische Arbeitsgruppe ein am Psychologischen Institut ein. Die Studien-Abschlussarbeit widmete sie ihrem Spezialinteresse: Rhythmus, Musik und Bewegung in Beziehung zur Entwicklungspsychologie.

Weiterbildung und erste Forschungsarbeiten

Nach dem Abschluss des Psychologiestudiums in München führte sie ihr Weg weiter nach Salzburg. An der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Abteilung Orff-Institut begann sie eine Zusatzausbildung in Elementarer Musik und Bewegungserziehung. Gleichzeitig meldete sie sich bei Professor Revers, dem Ordinarius für Psychologie zur Dissertation an. Ihr Arbeitstitel war: „Musik und Bewegung als Hilfe zur Selbstverwirklichung“.

Nach dem Abschluss der Zusatzausbildung im Jahr 1972 holte sie ihr Münchner Professor für Entwicklungspsychologie an das eben gegründete Zentrum für Bildungsforschung und bat sie ihr Forschungsanliegen in das Staatsinstitut für Frühpädagogik einzubringen. 1973 erschien dann ihre erste Veröffentlichung: „Musik und Bewegung im Elementarbereich, ein Beitrag zur Kommunikations- und Kreativitätserziehung des Kindes“. Durch die intensive Arbeit am Institut tauchte die Frage auf: „Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Körperbewußtsein der Kinder und ihrem Selbst- und Weltbewußtsein?“.

Erkenntnisse durch Gabi

Das Treffen mit dem Mädchen Gabi und die daraus gewonnenen Erkenntnisse beschreibt Dr. Verden-Mohamed mit folgenden Worten:

„Durch einen Zufall lernte ich Anfang 1976 in einer Schule für blinde und sehbehinderte Kinder in Augsburg, in der ich ein Mobilitätstraining für die behinderten Kinder entwickeln sollte, ein mehrfachbehindertes kleines Mädchen kennen, das sich mir spontan anschloß. Die Kleine war Zivilblindengeldempfängerin und galt als unbeschulbare Idiotin. Sie war probeweise in der Vorklasse der Schule.

Gabi wurde blind geboren, war cerebral-bewegungsgestört, epileptisch und lungenkrank. Als wir uns kennen lernten hatte sie das Entwicklungsalter eines etwa zweijährigen Kindes. Ihr Kalenderalter zählte 7 Jahre. Ich brachte sie in die Lungenfachklinik für Kinder in Wangen im Allgäu und blieb bei ihr im Krankenhaus während der Zeit ihrer Behandlung. Dort spielte ich mit ihr. Ich hatte keine Ahnung was sie von mir wollte, aber sie wollte nicht von mir lassen. Die Ärzte hatten mir einen großen Bewegungsraum für die Arbeit mit der Kleinen zur Verfügung gestellt – den Theatersaal der Klinik.

Nach acht Monaten hieß es: „Was haben sie mit der Kleinen gemacht? Sie benötigt kein Mylepsinum mehr gegen ihre Epilepsie. Ihr Nervensystem hat sich eingeregelt.“ Erstaunen gab es in Gabis Familie und in der Schule über die Veränderung des Kindes.

Ich wußte, dass etwas Bedeutsames geschehen war.

Nach 1 ½ Jahren ununterbrochener Kontemplation meiner Aufzeichnungen und Tonbänder hatte ich plötzlich den Eindruck, dass sich von meinen inneren Augen der versunkene Kontinent unser aller früher Bewußtseinserfahrungen hob.Ich konnte die Struktur des faszinierenden Nachentwicklungsprozesses, für den ich Resonanzkörper sein durfte, erkennen.

Aufgewühlt ging ich 1978 zu Dr. Pirkl, dem Bayrischen Sozialminister, und bat ihn, mir Forschungsmittel zur Verfügung zu stellen, um der aufgetauchten Spur in der Feldforschung nach zu gehen. Ich wollte wissen, ob die im freien Spiel mit Gabi aufgetauchten sensomotorischen Phänomene, die zu ihrer Selbstorientierung geführt hatten, Phänomene sind, die in jeder frühen Kindheit bedeutungsvoll sind, aber von den Erwachsenen nicht gesehen und damit auch nicht resoniert werden. Weil diese Phänomene so schlicht und körperlich sind und in der heutigen zivilisatorischen Entwicklungsumwelt der Kinder als Unarten abgetan werden.“

Spielgruppen im Bayerwald

Nach diesen ersten Erkenntnissen mit Gabi baute Dr. Verden-Mohamed im Bayerischen Wald ein Versuchsfeld auf. Sie gründete in fünf Dörfern Spielgruppen und spielte mit den jungen Müttern und ihren kleinen Kindern. Im Sommer in der Landschaft, im Winter in den Turnräumen der Kindergärten. Nach vier Jahren teilnehmender Spielbeobachtung stellten die jungen Mütter mit ihrer Anleiterin die Ergebnisse 1982 in einem Symposium an der Universität in Passau einer interessierten Öffentlichkeit vor.

Sie selbst sagt dazu: „Mir ging es darum eine Übung zu entwickeln, durch die jede interessierte Mutter, jeder interessierte Vater, jede sensible Erzieherin in die Lage versetzt werden können, mit den Augen des eigenen Körperbewußtseins die sinnenhaften und motorischen Prozesse selbst zu sehen, die den Aufbau des menschlichen Bewußtseins in der frühen Kindheit bedingen.“

Von ihrem damaligen Lebenspartner Georg Verden und ihr wurde 1978 die Forschungsstelle für die Ökopsychologie der frühen Kindheit in Passau gegründet. Die Themen beim Spiel mit den Müttern und Erzieherinnen waren:

Mein Kind und sein Körperrhythmus
Mein Kind und sein Gleichgewicht
Mein Kind und seine Bewegungsentwicklung
Mein Kind und seine elementaren Zeichen
Mein Kind und der Aufbau seines Raumbewußtseins
Mein Kind und seine elementare Vorstellungswelt,die Theoriebildung des Menschen.

14 Jahre führte sie in Jahresseminaren junge Eltern und Erzieherinnen körperlich, sinnenhaft und motorisch in die Grundlagen der Ökopsychologie der frühen Kindheit ein und half ihnen sch selbst und die Kinder besser zu verstehen.

Arbeit mit Humberto Maturana

1989 lernte sie den Neurobiologen Humberto Maturana kennen. Es verband sie eine tiefe Freundschaft mit ihm und seiner Gedankenwelt. 1993 veröffentlichten beide das Buch „Liebe und Spiel, die vergessenen Grundlagen des Menschseins“. Zusammen mit Maturana wurden im Bayerwald auch Seminare und Vorträge abgehalten.

Leben am Bodensee

Anfang 1994 verließ sie Passau und verlegte ihre Forschungsstelle an den Bodensee nach Ludwigshafen. 2005 heiratete sie den Heilmasseur Josef Joachim Mohamed. Es verband sie eine kurze tiefe innige Liebe. Nach einem Jahr verstarb Mohamed. Ein Jahr später folgte sie ihm.

 
Zuletzt geändert am 10.06.2010 21:34 Uhr

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